Der empathische Größenwahnsinn

Wie gut kennen wir als Beraterinnen das. Ein Gefühl genau nachvollziehen und fühlen zu können was unsere Ratsuchenden meinen. Natürlich arbeiten Systemikerinnen konstruktivistisch mit der Haltung, dass es die Wahrheit und auch vor allem meine Wahrheit eigentlich gar nicht gibt, sondern alles ein Konstrukt der eigenen Lebenswelt darstellt. Und dennoch ertappe ich mich immer wieder, in der Annahme genau fühlen zu können was meine Klientinnen meinen. Und auch bei meinen Klientinnen begegnet mir dieses Phänomen immer wieder, liebevoll habe ich es den EMPATHISCHEN GRÖßENWAHNSINN genannt.

Gerade sehr einfühlsamen Menschen erleben es immer wieder und diese Gefühle können zu einem echten Stolperstein werden, wenn wir, und da nehme ich mich jetzt ganz bewusst nicht raus, davon ausgehen wir fühlen was die Anderen fühlen.

Einfühlsam zu sein ist wunderbar, doch kann es auch dazu führen, dass ich anstelle der Gefühle meines Gegenübers mehr meine Gefühle mit meiner ganzen Geschichte, die dahinter hängt wahrnehme.

Doch was fangen wir nun mit der Erkenntnis an? In meinen Beratungen spreche ich den empathischen Größenwahnsinn gerne bei den Klientinnen an und schon kommt ein kleines Schmunzeln über die Lippen, weil gleich klar ist was ich damit meine.

Und bei mit selbst geht es auch immer wieder darum, mich zu ertappen, falls ich mal in diesen Wahnsinn verfalle, kurz dann darüber zu Schmunzeln und dann mit etwas mehr Abstand auf die geschilderte Situation zu blicken.

Also ihr Lieben bleibt weich mit euch selbst und behaltet euren empathischen Größenwahnsinn im Blick! 🙂