Es ist noch nicht sehr lange her, da hatte ich bezüglich der Dauer von Beratungen eine sehr klare und auch weit verbreitete Haltung: Beratung ist temporär, zeitlich begrenzt.
Mittlerweile bin ich seit etwas mehr als 10 Jahren freiberuflich tätig und ich meine Haltung hat sich verändert: Beratung darf wie eine Massage oder ein Friseurbesuch sein. Sie darf Teil meines Lebens werden, immer wenn ich das Gefühl habe es tut mir gut, mache ich einen Termin.
Wer schreibt denn vor, wie oft ich mir etwas gutes für die Seele tun darf und wie lange ich das Recht habe mir etwas gutes für die Seele, die Beziehung zu meinen Kindern, für meine Partnerschaft zu tun? Und vor allem warum sollte ich eine Begleitung beenden, obwohl sie mir gut tut? Viel wichtiger ist es doch während des Begleitungsprozesses immer die Klientin als Experte ihrer Lebenswelt im Blick zu behalten, und natürlich keine Abhängigkeiten, keine dysfunktionale Beziehung zu schaffen.
Meine Erfahrung zeigt eher, dass Beratungen phasenweise statt finden, je nach Bedarf. Unser Leben ist stetig im Prozess, Veränderungen sind Alltag. Sich einen Menschen an der Seite zu suchen, der professionell, reflektierend zur Seite steht ist genial. Und dabei kann es auch sein, dass es für eine sehr lange Zeit eben die gleiche Beraterin, Coach, Psychotherapeutin etc. ist. Einige meiner Klientinnen nennen mich ihren mental life Coach, weil sie mich gerne in ihr ganzes Leben miteinbeziehen. Und für mich ist das absolut OK.
Denn wenn es mir gelingt den empathischen Größenwahnsinn (wer sich für das Thema interessiert hier gerne nachlesen) abzulegen, dann spielt es keine Rolle wie lange ich Menschen in ihrem Leben begleite. Ich bin gerne an ihrer Seite in jeder ihrer neuen Herausforderungen, ohne, dass sie mir immer wieder ihre ganze Lebensgeschichte erzählen müssen.
Es grüßt euch herzlich
eure Melanie
