Vortrag zu: Paar sein – Ich bin Ich und Du bist Du!

Vortrag bei den Landfrauen in Hölzern

Herzlichen Dank an die Landfrauen in Hölzern, bei welchen ich einen Vortrag zum Thema „Paar sein- Ich bin Ich und Du bist Du!“ gehalten habe. Dabei durfte ich tolle und interessierte Frauen kennenlernen, welche sich mit Herzblut dem Thema zuwenden.

In unserer gemeinsamen Zeit widmeten wir uns 3 Themenbereichen, welche in meiner Paarberatungen auch immer wieder im Zentrum stehen:

Ich bin Ich & Du bist Du: Wir gingen der Frage nach, „wer bin ich?“. Geformt durch die eigene Lebensbiographie, Werte und Glaubenssätze befindet sich jeder Mensch in einem lebenslangen Prozess der Identitätsentwicklung. Dabei spielen Erfahrungen, Erlebnisse aus der Vergangenheit, Gegenwart und auch zukünftige Lebensziele eine Rolle. In der Paarbegegnung kommt nun noch der Blick „wer bist du?“ dazu. Ist die Lebensgeschichte, Herkunft, Werte, Glaubenssätze des Partners bekannt, gelingt es mir eher in der Begegnung von ICH & DU Verständnis und Mitgefühl für den Partner zu gewinnen. Gegenseitige Erwartungen zu formulieren, abzuklopfen ob meine Erwartungen überhaupt gehört und erfüllt werden können und ob ich die Erwartungen des Partners gehört, gesehen habe und erfüllen kann. Eine spannende Erkenntnis ist dabei, dass es auch die Möglichkeit gibt, dass es hier nicht immer zu einer Lösung kommen muss. Es kann auch sein, dass Erwartungen nicht zueinander finden und dann muss darüber verhandelt werden, wie mit dieser Situation umgegangen werden soll.

Unsere Paarkultur: Im nächsten Schritt ging es um die Frage „wer sind wir“. Jedes Paar hat seine eigene Paarkultur, welch sich im Wandel der Lebenszeiten immer wieder verändert. In den unterschiedlichen Lebensphasen kommt es immer wieder zu neuen „Vereinbarungen“ verbal oder auch nonverbal. Paare spielen sich aufeinander ein, durch verschiedene Lebensereignisse kann das Verständnis von der Paaridentität durcheinander geraten, bis alles wieder seinen Platz gefunden hat. Sinnbildlich kann man sich ein Mobile vorstellen welches etwas durcheinander gewirbelt wird und sich wieder sortieren muss. Jedes Paar kreiert sein eigenes „Paarwesen“, seine eigene Paaridentität- eine schützenswerte Kultur die nur für diese zwei Personen bestimmt ist. Dabei geht es nicht um große Ereignisse, manchmal geht es um die winzig kleinen Gesten oder Blicke, die Paare miteinander verbinden. Eine Art Geheimsprache ;-). Zur Paarkultur gehört auch die gemeinsame Streitkultur. Dabei kann sie ganz individuell von den Paaren gestaltet werden. Wie gestritten wird entscheidet das Paar. Es ist in Ordnung so lange die Partner wieder zueinanderfinden und keine zu tiefen Wunden im Fundament hinterlassen werden. Hier begegnet uns auch immer wieder das Thema Nähe-Distanz. Wer macht nach einem Streit emotional oder körperlich den ersten Schritt? Wann ist es auch wichtig Grenzen und den Wunsch nach Distanz zu wahren?

Unsere Kommunikation: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawik)
Menschen kommunizieren immer, sei es auf verbaler oder auf nonverbaler Ebene. Es gibt ein paar grundlegende Prinzipien, welche eine gute Kommunikation unterstützen können. Für mich persönlich die wichtigste Erkenntnis ist „Gefühle sind nicht verhandelbar“. Jedes Gefühl was von einem anderen Menschen geäußert wird ist die Wahrheit! Was diese „krassen“ Wahrheiten manchmal mit uns machen, weshalb wir uns wünschen, dass sich ein Partner anders fühlt ist eine weitere Frage. Grundsätzlich geht es im ersten Schritt darum niemals über die Gefühle anderer Menschen zu diskutieren oder diese ins Lächerliche zu ziehen. Ganz schön harte Worte, welche ich selten verwende, ich für dieses Thema aber sehr wichtig finde. „Ich-Botschaft“ können darin unterstützen eigene Wünsche und Gefühle, aber auch Befürchtungen zu äußern ohne den anderen dabei zu kränken. Sich darauf zu konzentrieren kann sehr anstrengend sein, hilft in einigen Situation zu deeskalieren oder eine Diskussion nicht zum Streit werden zu lassen. Eine „Kommunikation auf Augenhöhe„, also die Vermeidung in das „kindliche-Ich“ abzurutschen oder mit dem Partner aus einer übermächtigen Sicht zu sprechen, führt eher zu gemeinsamen Lösungen. Und auch das „4-Ohrenmodell“ von Schultz von Thun unterstützt uns in der gemeinsamen Kommunikation. Den letzten Aspekt den wir beleuchteten war das Thema „Situationen zu beschreiben“ und nicht zu Verallgemeinern. So macht es eine gewaltigen Unterschied, ob ich meinen Parnter fragen, „Ich habe den Eindruck heute geht es dir nicht so gut, was ist heute denn los“ oder zu sagen „Du bist immer so genervt!“.

Als Systemikerin betrachte ich in meiner Arbeit auch zusätzliche Aspekte, wie den Alltag der Familie/des Paars, welche Rolle spielt die Herkunftsfamilie für das Paar, welchen Einfluss haben Freunde, Familie, Vereine und Hobbys. Natürlich spielen in das Thema „Paar sein“, auch unvorhergesehene Ereignisse, wie eine ungeplante Schwangerschaft oder der Lottogewinn mit rein. Gesellschaftliche Ereignisse, wie die Corona Pandemie und auch gesellschaftliche geprägte Rollen- und Werteerwartungen haben einen Einfluss auf das Paar.

Ich hoffe ich konnte euch einen kurzen Einblick und Impulse für eure eigenen Paaridentität geben! Es grüßt euch herzlich Eure

Melanie