Die eigene Marke als Supervisorin?!

Im Rahmen meiner Ausbildung zur systemischen Supervisorin befassten wir uns immer wieder mit der Thematik eine eigene „Marke“ als Supervisorin zu kreieren. Erst im Laufe der Zeit wurde mir bewusst was damit gemeint ist. Was erwartet denn Menschen, Kolleginnen und Kollegen, welche bei mir zur Supervision kommen? Wie auch bei meinen Beratungen möchte ich eine Atmosphäre schaffen in der wir uns alle miteinander wohlfühlen, warm und herzlich. Mit mir erhält man eine Supervisorin, welche auch gerne auf persönlicher Ebene mit dem Team mitschwingt. Mit den meisten Teams bin ich von Anfang an per DU. Wir respektieren Grenzen, akzeptieren die Unterschiedlichkeiten eines jeden Teammitglieds und holen alle mit ins Boot. Individuell und gemeinsam. Ich scheue keine Konflikte, akzeptiere auch wenn die Zeit der Thematisierung eines Konflikt noch nicht gekommen ist. Wie die persönliche Identität sich lebenslang formt und weiterentwickelt, so wird sich auch meine Beraterinnenidentität und auch meine Supervisorinnenidentität immer weiter entwickeln. Doch eines was ich mir fest vornehme ist authentisch zu sein!

Vom Paar zum Eltern sein – jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, oder?

Ich schreibe diesen Beitrag für alle Eltern, die noch auf der Suche ihrer neuen Rolle sind und sich fragen „ist das normal das ich mich so fühle?! „Eine ganze Schwangerschaft auf den zauberhaften Moment der ersten Begegnung gewartet und dann fühlt sich vielleicht doch gar nicht alles so zauberhaft an, wie es in der Vorstellung war. Doch was ist nur los? Gut vorbereitet während der Schwangerschaft, sich sehnlichst das Kind gewünscht und dennoch sprudle ich nicht vor Glück?! Was ist nur falsch bei mir oder uns?!

Hier möchte ich erstmal alle Mamis und Vatis beruhigen die sich so fühlen: JA das kann einfach so sein!

Das bedeutet aber nicht, dass ihr eine schlechte Bindung zu eurem Kind habt oder, dass ihr irgendetwas falsch gemacht habt. Natürlich hängt der aktuelle Gefühlsstand aller Eltern davon ab wie die Schwangerschaft war, war das Kind geplant, wie verlief die Geburt, in welcher beruflichen und finanziellen Lage befindet sich das Paar, gibt es Familie oder Freunde in der Nähe die unterstützen können…..

Und neben diesen ganzen Dingen drumherum geht es darum sich von einer alten Lebensphase und für eine Zeitlang auch von einer reinen ICH Rolle zu verabschieden und in ein WIR überzugehen. Was bedeutet das? Wenn ein Paar sich findet ist es die ersten „Aufgabe“ aus dem ICH ein WIR als Paar zu kreieren, eine eigene Paaridentität. Diejenigen von euch die dieses Thema näher interessiert können dazu gerne meinen Beitrag zu „Paar sein- Ich bin Ich und Du bist Du“ nachlesen. Für diese Paaridentität sind Absprachen, Vereinbarungen etc. nötig. Irgendwann hat man sich mehr oder weniger aufeinander eingespielt und erhält durch die Geburt eines Kindes eine neue Aufgabe und eine neue Rolle: Wie bin ich als Mutter oder als Vater und im nächsten Schritt wie sind wir als Eltern?

Durch die Geburt eines Kindes bekommen Paare, Frauen und Männer eine neu dazugewonnen Identität. Unsicherheiten, wie bin ich als Mutter und Vater sind vollkommen normal, da man diese Rolle ja bisher nicht ausgefüllt hat. Sobald der kleine Erdenbürger das Licht der Welt erblickt hat wird zunächst alles durcheinander gewirbelt, gewohnte Abläufe funktionieren nicht mehr – und wenn es nur das Losgehen ist – alle Eltern wissen was ich damit meine. Ist es mir als Person zum Beispiel wichtig immer pünktlich zu sein wird es mich erstmal total erschüttern, dass das mit einem Baby einfach nicht immer gelingt. Geformt durch Erwartungen von anderen und auch durch Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, bin ich eventuell unzufrieden mit dieser Situation und wünsche mir mein altes Leben bezüglich des pünktlich Kommens wieder zurück. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem ich mir hierfür eine neue Strategie als Mutter/Vater angeeignet habe. Und das benötigt einfach Zeit!

Neben der Veränderung des Alltags die auf junge Eltern zukommt, geht es auch um ein Kennenlernen.

Beim ersten Kind wissen die Eltern selbst nicht wer sie als Mutter und Vater sind, das heißt ich lerne mich als Mutter /Vater kennen. Zudem geht es um ein Kennenlernen zwischen Mutter und Kind und Vater und Kind. Und zudem um ein Kennenlernen zwischen Vater und Mutter, zwischen den eigenen Eltern und selbst in der Rolle als Vater und Mutter…. ich könnte gerade weiter schreiben. Was möchte ich damit sagen? Nicht alle Eltern fühlen sofort nach der Geburt dieses „Verliebtheitsgefühl“ zu ihrem Kind, was man sich ja so sehr wünscht. Und das ist nicht falsch, die Liebe wächst mit jedem Tag. Zu Beginn können äußere Umstände, der Schlafmangel, wie ist der Stillstart/Fütterstart, Unsicherheiten, das große Verantwortungsgefühl, das Kennenlernen von sich selbst und des anderen so viel Raum einnehmen, dass die Liebe nicht sofort den Weg an die Oberfläche findet und das ist OK. Im tiefen ist die Liebe da, wir brauchen Momente, durch die sie an die Oberfläche gebracht werden kann.

Die Liebe zu eurem Kind wächst mit jedem Tag an dem ihr sicherer werdet, indem wieder mehr Routine, mehr Alltag ins Leben kommen darf und ihr euch mehr und mehr kennt.

Frauen und Männer, welche sich schwer tun hier ihren richtigen Platz zu finden können sich dabei in Beratungen und Therapien begleiten lassen und das ist auch gut und richtig so. Manchmal hilft es sich auch offen und ehrlich mit anderen Müttern und Vätern darüber auszutauschen.

Nehmt euch Zeit zum Ankommen, seid neugierig auf den neuen Menschen, den ihr geboren habt, und vor allem löst euch von dem Gedanken was alles sein MUSS!

Ich hoffe ich konnte euch einen ersten Impuls dazu geben, wie ihr eurer neuen Elternrolle mit Leichtigkeit begegnen könnt und wünsche euch das Vertrauen darauf, dass ihr als kleine Familie euren Weg gemeinsam geht!

Eure Melanie

Vortrag zu: Paar sein – Ich bin Ich und Du bist Du!

Vortrag bei den Landfrauen in Hölzern

Herzlichen Dank an die Landfrauen in Hölzern, bei welchen ich einen Vortrag zum Thema „Paar sein- Ich bin Ich und Du bist Du!“ gehalten habe. Dabei durfte ich tolle und interessierte Frauen kennenlernen, welche sich mit Herzblut dem Thema zuwenden.

In unserer gemeinsamen Zeit widmeten wir uns 3 Themenbereichen, welche in meiner Paarberatungen auch immer wieder im Zentrum stehen:

Ich bin Ich & Du bist Du: Wir gingen der Frage nach, „wer bin ich?“. Geformt durch die eigene Lebensbiographie, Werte und Glaubenssätze befindet sich jeder Mensch in einem lebenslangen Prozess der Identitätsentwicklung. Dabei spielen Erfahrungen, Erlebnisse aus der Vergangenheit, Gegenwart und auch zukünftige Lebensziele eine Rolle. In der Paarbegegnung kommt nun noch der Blick „wer bist du?“ dazu. Ist die Lebensgeschichte, Herkunft, Werte, Glaubenssätze des Partners bekannt, gelingt es mir eher in der Begegnung von ICH & DU Verständnis und Mitgefühl für den Partner zu gewinnen. Gegenseitige Erwartungen zu formulieren, abzuklopfen ob meine Erwartungen überhaupt gehört und erfüllt werden können und ob ich die Erwartungen des Partners gehört, gesehen habe und erfüllen kann. Eine spannende Erkenntnis ist dabei, dass es auch die Möglichkeit gibt, dass es hier nicht immer zu einer Lösung kommen muss. Es kann auch sein, dass Erwartungen nicht zueinander finden und dann muss darüber verhandelt werden, wie mit dieser Situation umgegangen werden soll.

Unsere Paarkultur: Im nächsten Schritt ging es um die Frage „wer sind wir“. Jedes Paar hat seine eigene Paarkultur, welch sich im Wandel der Lebenszeiten immer wieder verändert. In den unterschiedlichen Lebensphasen kommt es immer wieder zu neuen „Vereinbarungen“ verbal oder auch nonverbal. Paare spielen sich aufeinander ein, durch verschiedene Lebensereignisse kann das Verständnis von der Paaridentität durcheinander geraten, bis alles wieder seinen Platz gefunden hat. Sinnbildlich kann man sich ein Mobile vorstellen welches etwas durcheinander gewirbelt wird und sich wieder sortieren muss. Jedes Paar kreiert sein eigenes „Paarwesen“, seine eigene Paaridentität- eine schützenswerte Kultur die nur für diese zwei Personen bestimmt ist. Dabei geht es nicht um große Ereignisse, manchmal geht es um die winzig kleinen Gesten oder Blicke, die Paare miteinander verbinden. Eine Art Geheimsprache ;-). Zur Paarkultur gehört auch die gemeinsame Streitkultur. Dabei kann sie ganz individuell von den Paaren gestaltet werden. Wie gestritten wird entscheidet das Paar. Es ist in Ordnung so lange die Partner wieder zueinanderfinden und keine zu tiefen Wunden im Fundament hinterlassen werden. Hier begegnet uns auch immer wieder das Thema Nähe-Distanz. Wer macht nach einem Streit emotional oder körperlich den ersten Schritt? Wann ist es auch wichtig Grenzen und den Wunsch nach Distanz zu wahren?

Unsere Kommunikation: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawik)
Menschen kommunizieren immer, sei es auf verbaler oder auf nonverbaler Ebene. Es gibt ein paar grundlegende Prinzipien, welche eine gute Kommunikation unterstützen können. Für mich persönlich die wichtigste Erkenntnis ist „Gefühle sind nicht verhandelbar“. Jedes Gefühl was von einem anderen Menschen geäußert wird ist die Wahrheit! Was diese „krassen“ Wahrheiten manchmal mit uns machen, weshalb wir uns wünschen, dass sich ein Partner anders fühlt ist eine weitere Frage. Grundsätzlich geht es im ersten Schritt darum niemals über die Gefühle anderer Menschen zu diskutieren oder diese ins Lächerliche zu ziehen. Ganz schön harte Worte, welche ich selten verwende, ich für dieses Thema aber sehr wichtig finde. „Ich-Botschaft“ können darin unterstützen eigene Wünsche und Gefühle, aber auch Befürchtungen zu äußern ohne den anderen dabei zu kränken. Sich darauf zu konzentrieren kann sehr anstrengend sein, hilft in einigen Situation zu deeskalieren oder eine Diskussion nicht zum Streit werden zu lassen. Eine „Kommunikation auf Augenhöhe„, also die Vermeidung in das „kindliche-Ich“ abzurutschen oder mit dem Partner aus einer übermächtigen Sicht zu sprechen, führt eher zu gemeinsamen Lösungen. Und auch das „4-Ohrenmodell“ von Schultz von Thun unterstützt uns in der gemeinsamen Kommunikation. Den letzten Aspekt den wir beleuchteten war das Thema „Situationen zu beschreiben“ und nicht zu Verallgemeinern. So macht es eine gewaltigen Unterschied, ob ich meinen Parnter fragen, „Ich habe den Eindruck heute geht es dir nicht so gut, was ist heute denn los“ oder zu sagen „Du bist immer so genervt!“.

Als Systemikerin betrachte ich in meiner Arbeit auch zusätzliche Aspekte, wie den Alltag der Familie/des Paars, welche Rolle spielt die Herkunftsfamilie für das Paar, welchen Einfluss haben Freunde, Familie, Vereine und Hobbys. Natürlich spielen in das Thema „Paar sein“, auch unvorhergesehene Ereignisse, wie eine ungeplante Schwangerschaft oder der Lottogewinn mit rein. Gesellschaftliche Ereignisse, wie die Corona Pandemie und auch gesellschaftliche geprägte Rollen- und Werteerwartungen haben einen Einfluss auf das Paar.

Ich hoffe ich konnte euch einen kurzen Einblick und Impulse für eure eigenen Paaridentität geben! Es grüßt euch herzlich Eure

Melanie